Ihnen wird im Klaviergeschäft ein Klavier der Marke W. Hoffmann angeboten. Wer ist oder war dieser Klavierbauer namens W. Hoffmann? Wie sind seine Klaviere einzuschätzen? Wo werden diese Instrumente gebaut? Stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis?
W. Hoffmann begann 1893 in Berlin mit dem Klavierbau. Ab 1953 wurde die Marke von Euterpe in Langlau produziert. 1991 wurde der Name an die Bechstein-Gruppe verkauft. Anfangs wurde die Instrumente direkt bei Bechstein in Seifhennersdorf hergestellt. Dann lagerte man die Produktion nach Tschechien aus. Dort bekam Petrof den Auftrag, die Instrumente herzustellen. Ihren Namen und die Seriennummer bekamen die Pianos anlässlich des Service in Deutschland vor der Auslieferung an die Bechstein-Händler. Daher steht auf dem Klavier als Zusatz zu dem genau genommen ziemlich beliebigen Namen designed by Bechstein. Damit ist wohl vor allem das Marketing-Design gemeint. Mit diesem Marketing war Bechstein aber nur scheinbar erfolgreich. Denn 2013 hat man sich selbst an den der Firma freundlich gesonnenen Baufachmann Stefan Freymuth verkauft.
W. Hoffmann verstimmtIst das Konzept einer Zweitmarke glaubwürdig?
Diese von Petrof gebauten Klaviere sind problemlos. Sie lassen sich ordentlich stimmen. Die Stimmhaltung ist normal. Somit passt die Leistung. Natürlich kostet das designed by Bechstein einen Aufschlag. Doch der müsste sich im Rahmen halten. Denn schließlich wurden die Klaviere zu einer Zeit auf den Markt gebracht, als Bechstein noch selbst daran glaubte, Yamaha übertrumpfen zu können. Dieser Traum ist ausgeträumt. Denn mit der Eigenentwicklung einer Stummschaltung namens Bechstein Vario 20 Jahre nachdem Yamaha das Silent Piano auf den Markt gebracht hat, muss der Berliner Klavierbauer offenbaren, dass die deutschen Klavierhersteller inzwischen die Japaner kopieren. Das wäre nicht weiter schlimm, wenn wir uns nicht umgekehrt heute immer noch einreden würden, dass die Japaner unsere Produkte kopieren.
An der Nachahmung führt letztlich auch kein Weg vorbei, wenn wir irgendwann einmal wieder den Anschluss an den aktuellen Markt mit den Hybrid-Pianos finden wollen. Bechstein verkauft derweilen ganz offiziell über die eigene Homepages Digitalpianos von dem japanischen (!) Unternehmen Roland. 1953 musste W. Hoffmann und 1990 auch die Marke Euterpe (1993 Werksschließung, 2001 Produktion in Tschechien, 2003 Produktion in Jakarte / Indonesien) die eigene Marke an andere verkaufen. Man war außerstande zu realisieren, dass das Klavier schon längst kein Selbstläufer mehr war. Es hätte eines aktiven Marketings bedurft, um sich weiterhin erfolgreich und somit dauerhaft am Markt zu positionieren. So ähnlich ist es bei Bechstein: Der traditionsbewusste Klavierbauer verfügt nicht wirklich über ein zukunftsfähiges Konzept, wie man spätestens an dem Verkauf von Digitalpianos von Roland erkennt. Die selbst erstellten Marktanalysen dienen dazu, Trends der Vergangenheit nachzubilden. Der Glaube heiligt die Mittel des Bechstein-Marketings: Wir hoffen darauf, schon bald in der Zukunft anzukommen, wenn wir den erfolgreichen Trends der Vergangenheit hinterherlaufen... Hier versagt genau genommen bereits die Premium-Marke. Denn eine Marke muss agieren. Sie sollte ihren Fans zeigen, dass sie den Weg in die Zukunft kennt. Die Marke ist gegenüber dem Kunden ein vertrauensbildendes Bindeglied. Wenn aber schon die eigentliche Hausmarke dieses Ziel mangels eines entsprechend visionären Marketings nicht erreicht, wie kann dann dem Käufer das Konzept von Zweit- und Drittmarken authentisch vermittelt werden?
W. Hoffmann gestimmtSelbstharmonisierung am Piano. Wie geht das eigentlich?
Unser Piano hat inzwischen den Fortschritt von der Verstimmung zur guten Stimmung erfahren. Nun geht es noch einen kleinen Schritt weiter. Das Klavier klingt relativ grell. Das hängt mit den Hammerfilzen zusammen, die zu dieser Zeit größtenteils getränkt worden sind, um einen brillanteren Klang zu erzielen. Diese Art von genau genommen unerwünschter Brillanz ist bei diesem Modell leider nicht durch die Spielart kompensierbar. So richtig leise spielen kann man auf dem W. Hoffmann nicht. Das ist natürlich ein Handicap. Denn mit der Anschlagsdynamik des Spielwerks der so genannten Hammerklaviere wurde der Fortschritt in der Spielart gelegt. Nun konnte man die Lautstärke von ganz leise bis zu ganz laut gestalten. Diese Leistungseigenschaft einer Klavier- bzw. Flügelmechanik nennt man das Dynamikspektrum. Aber nur auf den wirklich guten Pianos kann man auch leise spielen. Doch wenn man das Klavier nach dem Stimmen einfach wieder mit der Verkleidung verpackt, nimmt man dem grellen Klang die Spitze. Dieser zugegebenermaßen kleine Fortschritt wirkt sich hörbar auf die etwas dynamischere Spielweise als Ausdruck von gesteigerter Spielfreude aus.
W. Hoffmann geschlossenDie Aufnahmen wurden mit dem Rekorder DR-44WL von Tasacm erstellt. Hier finden Sie einen Vergleich zwischen diesem Audiorekorder und dem H4n von Zoom.